Windpark Alfstedt - Zerbster Gegenwind

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Setzt hochgiftige Substanzen frei: Brennendes Windrad         Foto: ddp images

Windkraft ---  Ein ökologisches und  wirtschaftliches Desaster
Bei den angeblich klimaschonenden Riesenanlagen  häufen sich schwere Havarien mit unabsehbaren Folgen für Mensch und  Natur – Doch in der Öffentlichkeit wird darüber weitgehend geschwiegen

Dagmar Jestrzemski vom 14.11.2023  (PAZ 45/2023)
In der Nacht vom 14. zum 15. Oktober stürzte ein 80 Meter langer  Flügel von einem Windradrotor im Windpark Alfstedt-Ebersdorf im Kreis  Rotenburg/Wümme (Niedersachsen) ab. Daraufhin  ließ der Landkreis alle acht Windkraftanlagen (WKA) des in Bremen  ansässigen Betreibers Energiekontor stilllegen. Die Anlagen von 250  Metern Gesamthöhe waren erst im Mai und Juni 2022 in Betrieb genommen  worden.
Bereits im September vergangenen Jahres war in dem Windpark ein  Rotorflügel eines anderen Windrads abgeknickt und kurz danach  abgebrochen. Aus der Bruchstelle  stürzten und rieselten monatelang scharfkantige Trümmerteile und feine  Fasern aus 160 Metern Höhe auf die umliegenden Wiesen und Äcker,  verteilt über einen Radius von mehr als 1800 Metern um den Windradmast.  Erst Ende Februar kam das Unternehmen Energiekontor der Aufforderung des  Landkreises nach, die Bruchstücke abzutransportieren und das Areal zu  säubern. Bisher erhielten die 50 geschädigten Landwirte keine  Ausgleichszahlungen dafür, dass sie ihre Äcker und Wiesen zurzeit nicht  oder nur eingeschränkt bewirtschaften können.
Der Landkreis hatte es versäumt, ein Bodengutachten erstellen zu  lassen, um die Kontaminierung der Böden durch feine, sogenannte fiese  Fasern von Nanopartikelgröße infolge der Havarie festzustellen. Hersteller  der Rotorblätter ist General Electric Wind Energy (GE Wind) im  niedersächsischen Salzbergen, ein Tochterunternehmen des US-Konzerns  General Electric. Erneut knickte am 26. Oktober ein Rotorflügel von dem  Windrad ab, das Mitte Oktober bereits einen Flügel verloren hatte. Damit  scheint es, dass die bisher strittige Verursacherfrage zeitnah geklärt  werden kann.
Weder die Politik noch die Unternehmen der Windbranche haben offenbar  Interesse daran, dass Daten und Informationen zu Havarien von  Windrädern veröffentlicht werden. Die Schadensfälle sollen wohl nicht in  die Schlagzeilen kommen. Nach einer  privaten Zählung sind für das Jahr 2022 insgesamt 56 Havarien von WKA  dokumentiert, nach 35 im Jahr zuvor, und damit so viele wie noch nie:  abgestürzte Rotorblätter, stundenlang brennende Maschinenhäuser in  unerreichbarer Höhe und als Novum auch eingestürzte Türme.
Mehr Totgeburten bei Rentieren
Die steil  angestiegene Zahl geht vielfach auf Vorkommnisse bei den neuen  Anlagentypen zurück, die nochmals um 50 Meter und damit auf eine  Gesamthöhe von 250 Metern hochgeschossen sind: Die Nabenhöhe der Türme  beträgt 160 bis 175 Meter, der Rotordurchmesser 160 bis 180 Meter. Zum  Vergleich: 188 Meter beträgt der maximale Durchmesser des Kolosseums in  Rom. Und die Landkreise machen mit. Warum nicht die Windräder noch höher  bauen, um mehr „Windausbeute“ (beliebte Wortwahl der sogenannten  Windmüller) und damit höhere Einnahmen zu erzielen?
In China, den USA und neuerdings auch in Europa sind in entlegenen  Regionen wie Norwegisch und Schwedisch Lappland ausgedehnte Windparks  angelegt worden, in denen immer mehr 300 Meter hohe Windanlagen  hinzugebaut werden. Von den  Wolkenkratzer-Windmühlen erwartet die Branche einen Sprung der Leistung,  da sie den stärkeren und gleichmäßigeren Höhenwind abgreifen. Noch ein  Vergleich: Der Eiffelturm ist 328 Meter hoch, der Kölner Dom 157 Meter.  Dementsprechend intensiv sind die von den gigantischen Industrieanlagen  erzeugten Bodenvibrationen, flackernden Schatten, getakteten Geräusche  und der gesundheitsschädliche Infraschall.
Von der Verwüstung großer Regionen in der skandinavischen Tundra ist  „nur“ das indigene Volk der Sami mit seinen Rentierherden betroffen.  Doch die Sami in Norwegen fordern mit ihren Unterstützern den Rückbau  aller 151 WKA des Windparks, weil die gigantischen Windräder ihre Tiere  verängstigten. Die Zahl der Fehl- und  Totgeburten bei den Rentieren soll stark gestiegen sein. Mit ihrer  Forderung könnten die Sami Erfolg haben – dann träte der Fall ein, dass  dem indigenen Volk Skandinaviens mehr Rechte zugestanden werden als den  übrigen Bürgern der EU.
Die zuletzt sprunghafte Größenentwicklung der Windkraftanlagen erinnert an die Parabel vom Turmbau zu Babel. Nur  handelt es sich in der Gegenwart nicht um ein einzelnes Bauwerk,  sondern um ein ganzes Heer von rohstoffverschlingenden  Industrie-Ungetümen in unseren Landschaften und immer häufiger auch in  schützenswerten Wäldern – aufgestellt vorgeblich zur Erreichung einer  fiktionalen Klimaneutralität, in Wirklichkeit aber, weil das  finanzmarktrelevante, grün-kapitalistische Geschäft mit den tatsächlich  nicht-regenerativen Naturenergien auch politisch relevant ist und daher  kritiklos im internationalen Wettbewerb gestützt wird.
Rotoren länger als eine Boeing 747
Seit 2019 baut  GE Rotorblätter von 107 Metern Länge, länger als ein Fußballfeld und  1,4-mal so lang wie eine Boing 747. LM Windpower mit Sitz in Kolding  (Dänemark) produziert seit 2019 100 Meter lange Rotorflügel im  französischen Cherbourg. Entwickler in Sachsen wollen demnächst zwei 380  Meter hohe Windkraftwerke bauen. Um  das Gewicht der Flügel zu minimieren, verwenden die Hersteller fast nur  noch die teureren, carbonfaserverstärkten Kunststoffe (CFK). Außer dem  tropischen Balsaholz von 50 Bäumen ist in den Konstruktionen unter  anderem die PFAS-Chemikalie Bisphenol A verarbeitet. CFK-Materialien  erreichen im Brandfall Temperaturen von mehr als 650 Grad und zerfallen  zur kritischen Größe von Nanopartikeln, die in die Lunge eindringen  können, wie Sebastian Eibl vom Wehrwissenschaftlichen Institut in Erding  ausführte.
Brände kann man nicht löschen
In der Allgäuer  Gemeinde Fuchstal wurden von September bis Anfang Oktober für drei WKA  im Gemeindewald Leeder alle neun Rotorflügel des Herstellers LM  Windpower bereits beschädigt angeliefert. Die  Nabenhöhe der Windräder beträgt 166 Meter, die Länge der Flügel 80  Meter. Für die Lagerung und den Transport zu den Türmen waren breite  Schneisen in den Wald geschlagen worden. LM Windpower wurde 2016 von GE  übernommen, blieb aber operativ eigenständig.
Für die Regulierung der Kostenübernahme muss festgestellt werden, ob  die Risse in den stark gebogenen Rotorblättern auf dem langen  Transportweg von Dänemark über Swinemünde nach Fuchstal entstanden sind  oder aufgrund eines Konstruktionsfehlers. Wie  es heißt, soll sich die Inbetriebnahme der Windräder durch den Schaden  nur um drei Monate verzögern. Die Investitionskosten für den Gemeinde-  und Bürgerwindpark belaufen sich auf 22 Millionen Euro.
Im Dezember 2022 brannte bei Losheim im Saarland ein XXL-Windrad des  Herstellers Vestas mit Flügeln aus CFK-Kunststoff komplett ab. Die  Repower-Anlage war erst 2021 errichtet werden. In  der Höhe konnte die Feuerwehr den Brand nicht löschen und ließ daher  das Feuer kontrolliert abbrennen. Löschmaßnahmen an Windrädern sind  nicht möglich. Die Feuerwehr musste sich auf die weiträumige Absperrung  des Standorts und die Bekämpfung von Folgebränden durch herabstürzende  Trümmer beschränken, die im Umkreis von mehreren hundert Metern  herumflogen.
Im Fernsehen des Saarländischen Rundfunks äußerte sich dazu am 16.  Januar Petra Weißhaupt, Mitarbeiterin des Umweltbundesamtes (UBA): Sie  sehe keine Gefahr durch gefährliche Fasern. Man  wisse nicht, in welchen Umfang „fiese Fasern“ bei derartigen Bränden  freigesetzt würden. Da stellt sich die Frage: Warum hat das UBA noch  keine einschlägigen Gutachten in Auftrag gegeben? Die Bürger sind  ahnungslos hinsichtlich der Gefahrenlage bei brennenden WKA mit der  Auswirkung einer großräumigen Verunreinigung von Wäldern und Böden durch  Fasern und Nanopartikel. Sie verlassen sich auf das Handeln der  Regierung.
Ferner sind Informationen über die erhebliche Kontaminierung der  Umwelt mit Schadstoffen infolge der Sprengung von WKA dringend  vonnöten. In der Hohen Mark bei  Lippramsdorf (Haltern, Ostwestfalen) brach am 29. September 2021 der  Turm eines Windrads von 249 Meter Gesamthöhe am Tag vor der  Inbetriebnahme zusammen. Das Maschinenhaus stürzte mitsamt den  technischen Anlagen und Rotorblättern ab. Das Windrad des Herstellers  Nordex konnte nicht zurückgebaut werden und wurde daher im April 2022  gesprengt.
Ein selbstzerstörerischer Prozess
Dafür musste  ein 3000 Quadratmeter großes Waldstück gerodet werden. Bundesweit ließ  Nordex alle 21 WKA desselben Typs abbauen oder sprengen. Mit  der großräumigen Umweltverschmutzung durch Brände, Abbrüche von  Rotorflügeln und Sprengungen von WKA weiß hierzulande niemand umzugehen.  Stattdessen wird versucht, das Problem noch eine Zeit lang auszusitzen.  Die zahlreichen jüngsten Misserfolge und hohen finanziellen Verluste  der Erbauer von Windkraftanlagen nicht zuletzt durch schiere  Gigantomanie eröffnen keinen Spielraum, um zu weniger gefährlichen und  weniger umweltschädlichen Materialien zurückzukehren.
Die Gier der Geschäftemacher mit den Naturenergien mündet in einen  selbstzerstörerischen Prozess, wenn die Spielräume des Machbaren mit den  physikalisch-technischen Grenzen kollidieren. „Ruiniert der  Technologiewettlauf die Windrad-Branche?“ lautete die Überschrift eines  Artikels im „Handelsblatt“ vom 25. Juli. Die technische Entwicklung der  Windkraft sei rasant, aber sie habe ihren Preis. Die Industrie sei gut  beraten zu prüfen, ob das „Immer höher, Immer schneller, Immer weiter“  sinnvoll sei. Fachkräftemangel und steigende Rohstoffpreise setzten die Unternehmen zusätzlich unter Druck.
„Branche macht horrende Verluste“
Nach dem  Milliarden-Debakel bei Siemens Gamesa würden viele Beteiligte eine  „Pause des Wettrennens“ befürworten. In einem Interview mit der „Welt am  Sonntag“ erklärte Siemens-Energy-Aufsichtsratschef Jo Kaeser: „Bei Wind  ist die Situation sehr ernst. Die ganze Branche macht horrende Verluste.“
Bemerkenswert: Der Schlamassel ist trotz jahrzehntelanger  Staatshilfen und Milliarden an Fördermitteln aus dem Steuerhaushalt  eingetreten. Ferner hat die Bundesregierung das Lieferkettengesetz „bei  Wind“ faktisch ausgesetzt. Wendete man  es an, stünde endlich auch der totgeschwiegene Öko-Kolonialismus  zugunsten der Energiewende-Profiteure am Pranger: die rücksichtslose  Ausbeutung von Menschen und Ökosystemen unter Zuhilfenahme von korrupten  Strukturen in Drittweltländern. Die Schlagwörter „Klimaschutz“ und  „Nachhaltigkeit“ der tatsächlich nicht-regenerativen Windenergie wären  im Nu Makulatur.
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